Drei Fragen an den CRIC-Vorstandsvorsitzenden David A. Reusch

„Renditen“ wie Gerechtigkeit, Schönheit, Glück oder Zufriedenheit

David A. Reusch, der Vorstandsvorsitzende von CRIC, wünscht sich einen offenen und ehrlichen Dialog zur ethisch-nachhaltigen Geldanlage. In der Newsletter-Rubrik Drei Fragen an führt er außerdem aus, wie die franziskanische Tradition seine Sicht auf die ethisch-nachhaltige Geldanlage prägt und wie insbesondere die internationalen Verbindungen der Missionszentrale der Franziskaner (MZF) dabei helfen, im Kontakt mit den konkreten Lebenswirklichkeiten der Menschen zu bleiben.

Herr Reusch, Sie bekleiden seit über zehn Jahren verantwortliche Positionen bei der Missionszentrale der Franziskaner (MZF). Inwiefern hat Ihre Tätigkeit für das international aktive Hilfswerk des Franziskanerordens Ihren Blick auf das Thema des ethisch-nachhaltigen Investments geprägt?

Die Erfahrung, dass Geldanlageentscheidungen ganz konkret und leider häufig auch in negativer Weise Einfluss auf die Lebenssituationen von Menschen haben können, ist sicher sehr bestimmend. Daher ist es für uns auch ein Ansporn, genau diese „Kraft“ der Geldanlage zu nutzen, um die Lebenssituation von Menschen zu verbessern. Hierfür sind auch die Kontakte zu unseren Projektpartnern in der ganzen Welt sehr hilfreich. Wir verlieren so nicht den Bezug zur Realität, was ja gerade im Finanzsektor nicht immer gegeben ist.

Wenn Sie über die 2009 ins Leben gerufenen Investmentfonds der MZF schreiben, stellen Sie gerne Bezüge her zu den frühen Überlegungen und Aktivitäten der Nachfolger des Franz von Assisi zum verantwortungsvollen Umgang mit Geld. Was können wir noch heute von diesen Initiativen lernen und inwiefern finden sich die historischen Motivlagen in den terrAssisi Fonds wieder?

Die Franziskaner haben sich in ihrer Ordensgeschichte sehr intensiv mit der Frage des Kapitals beschäftigt. Öffentliche Pfandleihhäuser, also die Vorläufer der kommunalen Sparkassen, sind aus diesen franziskanischen Überlegungen heraus entstanden. Gemeinsam ist diesen Betrachtungsweisen, dass man den Status quo nie als dauerhaft gegeben ansah, sondern stets eine Veränderung zum Besseren anstrebte. Entscheidend ist meines Erachtens, den Kapitalbegriff so zu erweitern, wie dies von den Franziskanern beschrieben wurde. Es geht nicht nur um die monetäre Rendite, sondern eben auch um andere „Renditen“ wie Gerechtigkeit, Schönheit, Glück oder Zufriedenheit.

Sie sind CRIC seit vielen Jahren verbunden – seit 2010 auch als Vorstandsmitglied und seit 2016 als Vorstandsvorsitzender. CRIC feiert in diesem Jahr seit 20-jähriges Jubiläum – was wünschen Sie sich für CRIC und das Thema des ethisch-nachhaltigen Investments in den kommenden 20 Jahren?

Ich wünsche mir einen offenen und ehrlichen Diskurs zur ethisch-nachhaltigen Geldanlage. CRIC soll sich weiterhin kompetent und zielführend in die Diskussion einbringen. Gerade in Zeiten, in denen der Mainstream das Thema für sich entdeckt hat, ist eine neutrale und auf qualitative Aspekte Wert legende Bewusstseinsbildung von großer Bedeutung. Ethisch-nachhaltige Geldanlagen müssen in ihrer ganzen Vielschichtigkeit gesehen und verstanden werden. In der Tradition von CRIC bedeutet dies unter anderem, dass nicht nur die finanzielle Materialität von Nachhaltigkeit, das heißt deren Rendite-Risikoprofil, in den Blick genommen wird, sondern dass ökologische, soziale und kulturelle Kriterien gleichermaßen berücksichtigt werden. 

Weitere Informationen zu David A. Reusch und den anderen Mitgliedern des CRIC-Vorstands gibt es hier

Bereits erschienen in der Reihe Drei Fragen an sind:

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