Drei Fragen an CRIC-Vorstand Dr. Klaus Gabriel

Geld kann Gutes und Schlechtes bewirken - es kommt darauf an, wie man es einsetzt"

Dr. Klaus Gabriel ist als Unternehmensberater tätig und lehrt als Sozial- und Wirtschaftsethiker an verschiedenen Hochschulen und Bildungseinrichtungen. Seit 2007 engagiert er sich in unterschiedlichen Rollen für CRIC, seit Juli 2021 wieder als Mitglied des Vorstands. Klaus Gabriel koordiniert zudem die Arbeit des CRICTANK. Im Interview erzählt er, wie er zum Thema der Nachhaltigkeit am Finanzmarkt gekommen ist, berichtet vom Diskussionsbeitrag „Impact Investing – ein Neologismus ohne Mehrwert?“ und wagt einen Blick auf künftige Herausforderungen im Bereich des nachhaltigen Investments.

CRIC: Sie waren jahrelang als Bankkaufmann mit Schwerpunkt Anlageberatung und Vermögensverwaltung tätig und promovierten zum Thema Nachhaltigkeit am Finanzmarkt. Was hat Sie veranlasst, sich diesem Themenbereich zuzuwenden?

Dr. Klaus Gabriel:  Stimmt, ich habe nach der Schule zehn Jahre lang in einer Bank gearbeitet. Aber bereits in der Schulzeit habe ich mich viel mit Nachhaltigkeit beschäftigt – das Thema hat bei mir einfach eingeschlagen. So war es auch nicht verwunderlich, dass ich eine gewisse Sensibilität für soziale und ökologische Aspekte in der Finanzwirtschaft entwickelte und erkannte: Geld kann Gutes und Schlechtes bewirken – es kommt darauf an, wie man es einsetzt. Um das besser zu verstehen, habe ich dann zu Studieren begonnen und zehn Jahre dazu an der Universität Wien geforscht.

CRIC:  Der CRICTANK, dessen Arbeit Sie koordinieren, hat im März 2022 den Diskussionsbeitrag „Impact Investing – ein Neologismus ohne Mehrwert“ vorgestellt. Was war der Anlass, sich mit diesem Thema zu befassen und welche Schlussfolgerungen lassen sich aus dem Bericht ziehen?

Dr. Klaus Gabriel: Ausgangspunkt war die aktuell kontrovers geführte Debatte bezüglich der Wirkung von Investments bzw. Geldanlagen. Uns ist aufgefallen, dass Begriffe uneinheitlich verwendet werden und oft ein naiv-mechanistisches Wirkungsverständnis vorherrscht. Es wurde dann ein wissenschaftstheoretischer Diskussionsbeitrag, um beispielsweise aufzuzeigen, dass das, was man unter Impact Investment versteht, in der Sache fast deckungsgleich ist mit dem, was wir nachhaltiges Investment nennen. In beiden Fällen geht es darum, eine positive Veränderung zu bewirken. Gleichzeitig muss man aber auch stärker bewusst machen, dass es verschiedene Arten und Ebenen einer Wirkung gibt: Eine Geldanlage kann direkt oder indirekt wirken, kurz- oder langfristiger Natur sein, ein Unternehmen betreffen oder auf einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel abzielen.

CRIC:  Sie sind CRIC seit vielen Jahren in unterschiedlichen Positionen verbunden und beschäftigen sich seit Mitte der 1990er-Jahre mit der ethisch-nachhaltigen Geldanlage. Welche Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft mit Blick auf das nachhaltige Investment und welche besondere Rolle kann CRIC in diesem Zusammenhang spielen?

Dr. Klaus Gabriel:  Seit seiner Gründung im Jahr 2000 bemüht sich CRIC darum, die ethisch-nachhaltige Geldanlage bekannt zu machen. Gegenwärtig sehen wir, wie Sustainable Finance die Nische verlässt und zum Mainstream wird. So sehr das zu begrüßen ist: es besteht jedoch auch die Gefahr, dass die transformative Spitze der ethisch-nachhaltigen Geldanlage im Mainstream verloren geht – ein Beispiel ist die aktuell eingeforderte „Nachhaltigkeit“ von Atomkraft oder Rüstung. CRIC kann hier ein kritisches Korrektiv sein, Fehlentwicklungen ansprechen und daran erinnern, dass es darum geht, unsere Wirtschafts- und Lebensstile zu verändern. Unterstützt durch den CRICTANK, dem wissenschaftlichen Arbeitskreis von CRIC, und durch unsere Mitglieder wollen wir eine investmentethische Qualitätsdebatte führen und eine Brücke zwischen Theorie und Praxis bilden.

Das Gespräch führte Sarah Albers, Studentische Mitarbeiterin bei CRIC.

Bereits erschienen in der Reihe Drei Fragen an sind:

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