Dasgupta-Bericht zur Ökonomie der Biodiversität veröffentlicht

Was der ehemalige Weltbank-Chefökonom Nicholas Stern mit seinem 2006 veröffentlichten Stern-Report zur Klimadebatte beigetragen hat, wird nun mit dem renommierten Ökonomen Partha Dasgupta für Fragen der Biodiversität verbunden. Der für die britische Regierung unter seiner Leitung erstellte Bericht The Economics of Biodiversity: The Dasgupta Review ist am 2. Februar 2021 erschienen.

Der Report enthält Zahlen, die zwar nicht überraschen, aber nichtsdestotrotz nachdenklich stimmen. So wird dort auf Schätzungen verwiesen, nach denen Regierungen weltweit jedes Jahr mit 500 Milliarden US-Dollar Aktivitäten unterstützen, die der Artenvielfalt schaden. Auf der anderen Seite stehen Investitionen in die Natur in Höhe von 78 bis 143 Milliarden US-Dollar pro Jahr, was etwa 0,1 Prozent des globalen BIP entspricht.

Risiko-Management und die Rolle des öffentlichen und privaten Investments

Der Bericht umfasst 600 Seiten und ist in die drei Teile Grundlagen, Erweiterungen und Wege in die Zukunft unterteilt. Finanzthemen nehmen viel Raum ein. Zum Beispiel ist dem Thema des Managements von natur-bezogen Risiken und Unsicherheiten ein eigenes Kapitel gewidmet (Kapitel 17).

Auch die Rolle von öffentlichen und privaten Finanzierungen für eine nachhaltige Interkation mit der Natur wird thematisiert (Kapitel 20). Hier werden sowohl Praxisbeispiele als auch spezifische Fragestellungen erläutert, etwa treuhänderischen Pflichten mit Blick auf die Biosphäre oder eine Untergliederung von Sustainable Finance in Green Finance und Natural Capital Finance. Weiter werden sehr konkrete Beispiele angeführt, etwa ein Fonds namens EcoEnterprises, der in kleine Unternehmen investiert, deren Erfolg auf einem langfristig ausgerichteten Management der natürlichen Ressourcen beruht. Auch die EU-Taxonomie für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten findet Erwähnung.

Zentrale Bereiche für nötige Veränderungen

Im Bericht wird darauf verwiesen, dass jetzige Maßnahmen deutlich weniger kostspielig sind, als ein Abwarten und Nicht-Handeln. Folgende drei große Bereiche und nötige Veränderungen werden angeführt:

  1. Das globale Angebot von Naturgütern erhöhen – zum Beispiel durch eine Ausweitung von Naturschutzgebieten, höhere Investitionen in naturbasierte Lösungen und politische Maßnahmen, die schädliche Formen des Konsums und der Produktion verhindern.
  2. Andere Maßstäbe für den wirtschaftlichen Erfolg entwickeln sowie ein umfassendes Maß für den Wohlstand – die Einführung von Naturkapital in die nationalen Buchhaltungssysteme wäre ein entscheidender Schritt.
  3. Die Institutionen und Systeme – insbesondere das Finanzwesen und die Bildung – umgestalten, um die oben genannten Veränderungen zu ermöglichen und sie für künftige Generationen zu erhalten.

Der Bericht ist umfassend und vielschichtig und birgt einiges an Informationen, Anregungen und Ideen, was für eine zukunftsfähige Ausrichtung des Finanzsystems von großer Bedeutung ist. Es kann als wahrscheinlich gelten, dass er eine große Wirkung entfalten und die im Bereich Sustainable Finance Tätigen lange Zeit in einem positiv-konstruktiven Sinne beschäftigen wird. Sicher geht immer auch mehr. So kritisiert die Global Ethical Finance Initiative (GEFI) auf Twitter, der Bericht scheine etwas widerwillig darin, altes Denken hinter sich zu lassen. Die GEFI hätte sich weniger Verweise auf alte Haudegen der Wirtschaftswissenschaften wie Solow und Samuelson gewünscht, dafür aber mehr auf zeitgenössische Persönlichkeiten der Ökonomie wie Kate Raworth (@KateRaworth) oder Julia K. Steinberger (@JKSteinberger).

Lesenswert ist auch die erste Einschätzung der Finance for Biodiversity (F4B) Initiative zum Dasgupta-Report, in der unter anderem der Punkt hervorgehoben wird, dass Schädigungen an der Natur bislang unzureichend in Ausschlusskriterien reflektiert werden: The Dasgupta Review published

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