Drei Fragen an CRIC-TANK-Mitglied Rolf Ostmann

Hier gibt es Leute, die tiefer bohren" 

Rolf Ostmann engagiert sich seit vielen Jahren bei CRIC und ist Mitglied der Forschungsinitiative CRICTank. In der Rubrik Drei Fragen an beschreibt er, wie er zu CRIC gekommen ist und welchen Herausforderungen sich die ethisch-nachhaltige Geldanlage aus seiner Sicht aktuell gegenübersieht.

CRIC: Herr Ostmann, Sie sind seit langer Zeit mit dem Thema des nachhaltigen Investments befasst und waren auch bereits in Kontakt mit der Forschungsgruppe Ethisch-Ökologisches Rating. Wie sind Sie zu dem Thema und zur Organisation CRIC gekommen?

Rolf Ostmann:  Im Jahre 2009 unterstützte mich der Nachhaltigkeitsexperte Daniel Dahm dabei, ein Immobilienprojekt nicht nur dem Namen nach, sondern tatsächlich nachhaltig umzusetzen. Daniel Dahm, ein CRIC-Mitglied, nahm mich dann einmal mit zur Forschungsgruppe Ethisch-Ökologisches Rating. Über diese lernte ich schnell auch CRIC kennen.

Schon damals gab es für meinen Geschmack im Zusammenhang mit der ethisch-nachhaltigen Geldanlage eine Menge Etikettenschwindel. Bei CRIC jedoch merkte ich schnell: Hier gibt es Leute, die tiefer bohren, die hinter die Fassade schauen und sich nicht allein mit schön klingenden Etikettierungen zufriedengeben wollen.

CRIC: Für CRIC engagieren Sie sich in der Forschungsinitiative CRICTANK. Gibt es hier bestimmte Schwerpunkte, die Sie einbringen – etwa in Bezug auf Ihren betriebswirtschaftlichen Hintergrund oder im Zusammenhang mit Ihrer Expertise für die quantitative Einbindung von illiquiden Assetklassen in die strategische Asset-Allokation?

Rolf Ostmann:  In der Tat war eines der Themen, für die ich mich im CRICTANK engagierte, der Leitfaden für ethisch-nachhaltige Immobilieninvestments, der dann schließlich 2018 veröffentlicht wurde. Wichtig waren auch die Arbeiten zur Definition verantwortlich Investierender.

Aber der CRICTANK hat viele weitere Themen bearbeitet, wie etwa die Frage nach der Wirtschaftlichkeit von Nachhaltigkeit. Hier bin ich davon überzeugt, dass sich bei einem hinreichend langen Anlagehorizont mangelnde Nachhaltigkeit irgendwann auch ökonomisch negativ bemerkbar machen wird. Privatanleger, die für die eigene Altersvorsorge anlegen und institutionelle Anleger, die für die Altersvorsorge von Millionen von Menschen anlegen, haben einen sehr langen Anlagehorizont. Wir können teilweise von Jahrzehnten ausgehen. Leider berücksichtigen längst nicht alle Vermögensverwalter diesen langen Anlagehorizont adäquat in ihren Modellen. Viele berücksichtigen vor allem ihr eigenes Risiko und nicht das der Endkunden.

CRIC: Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen und hier über die Rolle des ethisch-nachhaltigen Investments für die notwendige sozial-ökologische Transformation reflektieren, was ist hier aus Ihrer Sicht besonders wichtig?

Rolf Ostmann:  Als große Herausforderung für die Zukunft sehe ich, wirklich gute nachhaltige Investment-Möglichkeiten für Privatanleger in dem Sinne zu schaffen, dass es sich um Anlagen handelt, die tatsächlich in der Realität zu einer Transformation beitragen können. Wichtig dabei ist außerdem ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsverständnis und nicht eines, das nur auf das Thema Klimawandel verengt ist.

Ernüchternd ist, dass die meisten Menschen kaum eine Möglichkeit haben, nach diesem Verständnis wirklich nachhaltig anzulegen. Auch Engagement können Privatanleger kaum selbst machen – da müssen sie sich auf Dienstleister verlassen.

In meinem Beitrag zum CRIC-Sammelband Nachhaltige Finanzen - Durch Aktives Aktionärstum und Engagement Wandel bewirken habe ich in diesem Zusammenhang einen Paradigmenwechsel bei der nachhaltigen Geldanlage angeregt. 

Weitere Informationen zu Rolf Ostmann und den anderen Mitgliedern des CRICTANK gibt es hier. Der Titel seines Beitrags zum CRIC-Sammelband lautet Wirkung nachhaltigen Investierens und des Engagements im Speziellen.

Bereits erschienen in der Reihe Drei Fragen an sind:

·    Drei Fragen an CRIC-Vorstand Patrice Baumann: Ethik und Nachhaltigkeit müssen zu gelebten Werten werden – besonders in der Bankenwelt

·    Drei Fragen an den CRIC-Vorstandsvorsitzenden David A. Reusch: „Renditen“ wie Gerechtigkeit, Schönheit, Glück oder Zufriedenheit

·    Drei Fragen an CRIC-Vorstand Michael Diaz: Die Finanzmarktrationalität wird für ethisch-nachhaltige Fragestellungen aufgebrochen

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