Faires Geld

Was passiert mit meinem Geld, wenn es auf der Bank liegt?
David Reusch, CRIC Vorstandsmitglied, im Interview mit dem Internetportal Weltkirche, über nachhaltige Geldanlagen und die besondere Verantwortung der Kirche.

Was passiert mit meinem Geld, wenn es auf der Bank liegt? Diese Frage stellen sich inzwischen immer mehr Anleger. Um das Thema ethisches Investment auch in der Kirche voranzutreiben, haben die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) kürzlich eine Orientierungshilfe veröffentlicht. Diese wird heute auf einem Studientag des „Corporate Responsibility Interface Centers“ (CRIC) in Frankfurt diskutiert. Im Interview mit dem Internetportal Weltkirche spricht David Reusch, Mitorganisator des Studientags, über nachhaltige Geldanlagen und die besondere Verantwortung der Kirche.

Frage: Herr Reusch, das Thema ethisches Investment schien in der Vergangenheit eher ein Nischenthema zu sein. David ReuschHat sich dies durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2007 geändert?
Reusch
: Insgesamt beträgt der Marktanteil von ethisch-nachhaltigen Geldanlagen aktuell nur circa zwei Prozent. Schaut man sich jedoch die Entwicklung seit dem Jahr 2006 an, dann sind das Volumen und die Anzahl nachhaltiger Publikumsfonds massiv gestiegen. Gewiss hat auch die Finanz- und Wirtschaftskrise dazu beigetragen. Darüber hinaus fördert das lang anhaltende Niedrigzinsniveau sicherlich auch die Popularität von ethisch-nachhaltigen Geldanlagen. Die Anleger rechnen ohnehin nicht mit hohen Zinsen und sind deshalb offener für neue Modelle des Investments.

Frage: Wie steht es um das Thema ethisches Investment in kirchlichen Einrichtungen? Ist die Kirche hier vorne mit dabei?
Reusch:
„Vorne mit dabei“ kann man leider nicht sagen. Einige kirchliche Einrichtungen beschäftigen sich zwar mit dem Thema, als besonderen Trendsetter im ethischen Investment würde ich die Kirche allerdings nicht bezeichnen. Hier ist noch sehr viel Luft nach oben. Wir hoffen nun, dass die Orientierungshilfe der deutschen Bischöfe und des ZdK das Thema kirchenintern weiter nach vorne bringt.

Frage: Haben nicht gerade Christen eine besondere Verantwortung, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht?
Reusch
: Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung – das sind Kernthemen der christlichen Soziallehre, für die sich Christen weltweit einsetzen. Und das betrifft auch ganz klar die eigene Geldanlage. Die Anleger haben die Verantwortung, nicht in Unternehmen zu investieren, die zum Beispiel Kinderarbeit fördern und Menschenrechtsverletzungen begehen. Zumindest als kirchlicher Investor sollte man diese Art von Anlage meiden.

Frage: Warum geht dieser Prozess in kirchlichen Einrichtungen bisher eher zögerlich voran?
Reusch: Es gibt ganz verschiedene Gründe. Zum Teil liegt es an den unterschiedlichen Interessenslagen, die zum Beispiel bei den Finanzverantwortlichen in den Bistümern vorhanden sind. Ein Großteil dieser Verantwortlichen stammt aus dem kaufmännischen Bereich und bildet eher das klassische Bankengeschäft ab. Dabei gibt es wenig Berührung mit ethischem Investment. Ganz klar: Sich mit ethisch-nachhaltigen Geldanlagen zu beschäftigen, ist zeit- und arbeitsintensiv. Manch einer scheut diesen Einsatz.
Zudem besteht häufig die Sorge, dass ethisch-nachhaltiges Investment Rendite kostet. Dieses Vorurteil ist inzwischen jedoch widerlegt. Es gibt sehr viele Studien, die auch über einen längeren Zeitraum nachweisen, dass hier kein systematischer negativer Zusammenhang besteht. Im Gegenteil: Zunehmend wird sogar ein positiver Effekt von nachhaltigen Geldanlagen auf die Performance gesehen.

Frage: Welche Tipps gibt die Orientierungshilfe von Bischofskonferenz und ZdK den Finanzverantwortlichen an die Hand?
Reusch: Die Orientierungshilfe beschreibt unter anderem drei Möglichkeiten, wie man bei der Geldanlage ethisch-nachhaltig verfahren kann: erstens über Ausschlusskriterien, d. h. es darf nicht in Unternehmen oder Länder investiert werden, die bestimmte Negativ-Kriterien erfüllen, z. B. Menschenrechtsverletzungen begehen oder die Umwelt ausbeuten. Zweitens gibt es den Best-in-Class-Ansatz, bei dem speziell in nachhaltige Unternehmen und Länder investiert wird. Drittens kann der Anleger durch einen aktiven Dialog mit Unternehmern und Aktionären deren Verantwortung im sozialen und ökologischen Bereich einfordern und vorantreiben. All diese Strategien des ethischen Investments diskutiert die  Arbeitshilfe.

Frage: Sie sind Mitarbeiter in der Missionszentrale der Franziskaner. Legt die Missionszentrale ebenfalls ihr Geld nach ethischen Kriterien an?
Reusch: Wir engagieren uns schon seit sehr vielen Jahren in diesem Bereich – früher mehr in der wissenschaftlichen Begleitforschung, seit 2003 auch mit eigenen Angeboten, z. B.  mit unserer Bank für Orden und Mission. Seit 2009 bieten wir zudem die beiden Investment-Fonds „terrAssisi“ an, in denen wir ganz konkret und für jedermann zugänglich ethisch-nachhaltige Anlagekriterien umsetzen.

Frage: Welche weiteren kirchlichen Ansprechpartner gibt es in diesem Bereich?
Reusch: Es gibt noch eine Reihe weiterer Kirchen- und Ordensbanken, die ethische Anlagekonzepte und -richtlinien verfolgen. Allgemein informieren kann man sich zudem bei Vereinen, wie dem Corporate Responsibility Interface Center (CRIC), oder dem Anbieterverband Forum Nachhaltige Geldanlagen.

David Reusch ist Assistent des Vorstands der Missionszentrale der Franziskaner e. V. und Prokurist der Missionszentrale der Franziskaner GmbH.
Das Interview führte Lena Kretschmann.
© weltkirche.katholisch.de

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