Nachhaltigkeitsratings auf dem Prüfstand

Dr. Claudia Döpfner / Dr. Hans-Albert Schneider

Pilotstudie zu Charakter, Qualität und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsratings“, mit einem Nachwort von Prof. Dr. Johannes Hoffmann und Prof. Dr. Gerhard Scherhorn, Mai 2012.

Professionalität, Transparenz der Untersuchungs- und Bewertungsverfahren, Unabhängigkeit und Qualitätsstandards sind nach wie vor ganz entscheidende Parameter für die Beurteilung der Glaubwürdigkeit und Qualität der Arbeit von Nachhaltigkeitsrating-Agenturen. Unterschiede sind hier, wie diese Studie – exemplarisch durchgeführt bei den Agenturen imug, Inrate, oekom, SAM und Sustainalytics – erneut belegt, nennenswert. Ausschlaggebend für den Vergleich der Arbeit von Nachhaltigkeitsrating-Agenturen ist jedoch das zugrunde gelegte Nachhaltigkeitsverständnis, von dem sich wiederum die Untersuchungskriterien ableiten. Zu diesem Zweck wird in der vorliegenden Studie die Unterscheidung zwischen ethisch-ökologischem Nachhaltigkeitsverständnis und ökonomischem ausgeführt (in Anlehnung an H. Schäfer et. al, Transparenzstudie, (Bertelsmann-Stiftung), Gütersloh 2004) und auf die Frage der Qualität der Nachhaltigkeitsratings der genannten Agenturen bezogen.

Ethisch-ökologische Nachhaltigkeit meint eine konsequent ethische Bewertung, bei der Nachhaltigkeit an sich einen Wert darstellt. Währenddem zeichnen sich ökonomisch orientierte Konzepte dadurch aus, dass sie sich auf die Nachhaltigkeitskriterien konzentrieren, die erwartungsgemäß direkte oder indirekte wirtschaftliche Auswirkungen auf das zu bewertende Unternehmen haben. Insofern dienen ökonomische Nachhaltigkeitsratings letztlich dazu, Prognosen hinsichtlich der Finanzperformance von Unternehmen zu untermauern (Reduzierung von Risiken, Ausschöpfung von Potentialen).

Derzeit sind diese beiden extremen Pole von Ansätzen im Nachhaltigkeitsrating möglich und tatsächlich auch am Markt anzutreffen. Die Mehrzahl der Agenturen tun sich jedoch schwer damit, ihren Nachhaltigkeitsstandpunkt selbst zu definieren und bewegen sich im Bereich von „Schattierungen“ dieser beiden Extrempole, zusammen mit den Agenturen, die sich einem sogenannten „customized Ansatz“ verpflichtet sehen. Hier hat die Agentur keinen eigenen Nachhaltigkeitsansatz, sondern das jeweilige Rating wird vollständig den individuellen Präferenzen der Kunden angepasst.  

Methodisch wurden zunächst die Profile der Agenturen imug, Inrate, oekom, SAM und Sustainalytics anhand der öffentlich zugänglichen Informationen erstellt (siehe auch Engagement Letter Nr. 6, Oktober 2011;  sowie Nr. 5, Mai 2011). 
In einem zweiten Schritt, im Sommer letzten Jahres, wurden die genannten Agenturen mit den Ergebnissen dieses ersten Gangs der Untersuchung konfrontiert und haben die Möglichkeit zur Überarbeitung dieses Profils erhalten. Dabei wurden die Agenturen gebeten, insbesondere die sogenannten Kernpunkte „Nachhaltigkeitsverständnis“, „Unabhängigkeit“, „Qualitätsstandards“ und „Transparenz“ kritisch zu überarbeiten.

An diesem Dialog haben sich erfreulicherweise alle Agenturen beteiligt. Die Antwort von imug Beratungsgesellschaft mbH ist zwar erst nach Abschluss der Studie eingegangen und dort folglich als „keine Teilnahme am Dialog“ markiert. Doch hat die Überarbeitung von imug in den eigentlichen oben genannten „Kernteilen“, nämlich „Nachhaltigkeitsverständnis“ etc., keine Änderungen ergeben, sondern bezog sich ausschließlich auf einige interessante Aktualisierungen im Bereich des Kurzprofils und der Markteinordnung. An dieser Stelle gilt der Dank der Autoren den „Agenturen“, dafür, dass sie an dieser Studie teilgenommen und sich auf einen solchen Dialog eingelassen haben, der mit dieser Veröffentlichung keineswegs abgeschlossen sein soll. 

In einem Nachwort der Professoren Johannes Hoffmann und Gerhard Scherhorn, der Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating, werden zentrale Ergebnisse der Studie noch einmal zusammengefaßt. Mit dem Verweis auf die Wichtigkeit der Erhaltung der Gemeinressourcen als Kriterium für Nachhaltigkeit, wird diese Studie zugleich auch in den weiteren Forschungskontext der Projektgruppe gesetzt.

Schließlich sind in einem Anhang die ausschließlich anhand öffentlich zugänglicher Informationen erstellten Profile der Agenturen EIRIS Ltd. (GB), ECPI S.p.A. (I) und Vigeo Group S.A. (F) aufgeführt.

Beitrag im Volltext: Nachhaltigkeitsstudie 2012.pdf

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