Geld und Ethik

"Die Möglichkeiten einer verantwortlichen Geldanlage ausschöpfen: der Zugang der Kirchen zur ethisch-nachhaltigen Geldanlage", Oktober 2015

Am 15. 10. 2015 fand diese Veranstaltung im Zunfthaus zur Waag, in Zürich, statt. Lesen Sie hier einen Rückblick

Unter dem Titel „Geld und Ethik – Wie können christliche Einrichtungen ihr Geld nachhaltig investieren?“ lud CRIC, der Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage, gemeinsam mit der Alternativen Bank Schweiz und der Hauck&Aufhäuser (Schweiz) AG am 15. Oktober 2015 ins Zunfthaus zur Waag in Zürich ein.

Nach einer kurzen Begrüßung und Einleitung durch Patrice Baumann, Mitglied des Vorstandes von CRIC, folgten vier Referate:

  • Klaus Gabriel, Geschäftsführer von CRIC, präsentierte in seinem Vortrag „Die Kirche und das Geld: Beispiele für die Vereinbarkeit von ökonomischer Vernunft und moralischer Integrität“ grundlegende Motive des ethischen und nachhaltigen Investierens.
    Er verwies dabei auf zwei Typen von nachhaltig anlegenden Investoren: jenen, die aus moralischen Motiven ihre Anlageentscheidungen treffen und jenen, die weniger aus moralischer Überzeugung, sondern aus ökonomischem Kalkül Nachhaltigkeit in ihre Anlageentscheidung integrieren. Zweiteres – so Gabriel – ist ein Hinweis dafür, dass Nachhaltigkeit bei der Geldanlage auch ein Thema der ökonomischen Vernunft ist. Darüber hinaus nannte er konkrete Beispiele von kirchlichen Anlagereglementen, die zeigen, dass kirchliche Investoren sich nicht nur früh mit dieser Thematik zu befassen begonnen haben, sondern dass die Kirchen hier auch über eine spezifische ethische Kompetenz verfügen.

  • Christina Aus der Au, Geschäftsführerin am Zentrum für Kirchenentwicklung an der Universität Zürich schlug mit ihrem Vortrag „Gutes tun mit dem Mammon? Die reformierten Kirchen und nachhaltiges Anlegen" eine kritische Note an und verwies auf die evangelische Tradition eines produktiven Umgangs mit Geld, der auch den Armen dient.
    Frau Aus der Au betonte in ihrem Vortag, dass in der christlichen Tradition das Schenken und Teilen eine große Relevanz hat und plädierte von daher für mehr „Gelassenheit“ bei der Frage nach der Geldanlage dahingehend, dass man den Dienstcharakter des Geldes nicht aus den Augen verliert. Insbesondere machte sie auch darauf aufmerksam, dass mit Geld Gutes zu tun auch bedeuten kann, Risiken einzugehen.

  • Wolfgang Bürgstein, Generalsekretär von Justitia et Pax führte mit seinem Vortrag „Wasser predigen und Wein trinken? Ethisch-ökologisches Investieren in der katholischen Kirche“ in die katholische Praxis der Geldanlage ein und hielt nicht nur fest, dass ethische Anlagereglemente für die Kirche eine Notwendigkeit darstellen, sondern dass die Rolle des Geldes und die Kehrseite des Profits noch nicht hinreichend reflektiert sind.
    In seinem Vortrag machte Herr Bürgstein vor allem deutlich, dass sich ein Großteil der kirchlichen Geldanlage auf die Altersversorgung der in kirchlichen Ämtern befindlichen Personen bezieht, stellte aber auch kritisch fest, dass die katholische Kirche in der Schweiz in Bezug auf die ethisch-nachhaltige Veranlagung solcher Gelder noch wenig Kompetenz entwickelt hat.

  • Roman Limacher, CEO der Hauck&Aufhäuser (Schweiz) AG, erläuterte in seinem Vortrag „Nachhaltige Kriterien im Anlageprozess“ zum einen die Vorteile ethisch-nachhaltiger Anlagestile und machte zum anderen anhand von Beispielen deutlich, wie die Einbeziehung ethischer und nachhaltiger Anlagekriterien in die Geldanlage in der Praxis funktioniert.
    Im Anschluss daran formulierte Herr Limacher drei Thesen für Investorinnen und Investoren, die sich dem Thema der nachhaltigen Geldanlage nähern wollen:
    1. „Der Anfang ist der wichtigste Teil der Arbeit“: Es kommt nicht darauf an, schon mit dem ersten Schritt ins nachhaltige Investieren alle möglichen Aspekte abzudecken, sondern lieber klein zu beginnen und sich selbst nicht zu überfordern.
    2. „Rigorosität vs. Banalität“: Über nachhaltiges Investment existieren unterschiedliche Vorstellungen, insbesondere hinsichtlich des Ausschlusses von Unternehmen und Branchen. Limacher plädiert hier für einen vermittelnden Ansatz, der nicht zu rigoros, aber auch nicht banal ist und das Machbare vor das Wünschenswerte stellt.
    3. „Die Portfoliokonstruktion ist entscheidend“: der Erfolg auch von nachhaltigen Geldanlagen ist einem systematischen Anlageprozess geschuldet. Auch nachhaltige Geldanlagen unterliegen den klassischen Finanzmarktrisiken und müssen dementsprechend diversifiziert werden.

Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse. Das zeigte sich auch an der Beteiligung des Publikums an der anschließenden Podiumsdiskussion, an der neben den vier Referenten auch Martin Zollinger, Finanzvorstand Verband der stadtzürcherischen evang.-ref. Kirchgemeinden, teilnahm. Unter der Moderation von Stefan Grotefeld, Leiter der Abteilung Lebenswelten, Reformierte Kirche Kanton Zürich, wurden die Thesen der vier Vorträge nicht nur vertieft, sondern auch kontrovers diskutiert. An den Fragen und Redebeiträgen aus dem Publikum wurde deutlich, dass die ethisch-nachhaltige Geldanlage vor allem eine Chance für die Kirchen in der Schweiz darstellt.

Diese CRIC-Veranstaltung wurde dankenswerter Weise von der Alternativen Bank Schweiz und der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG – beide sind Mitglied von CRIC – unterstützt.

Programm zum download: Geld und Ethik_Programm.pdf

 

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